Wie es begann..
Also, es ging wie folgt los: In einer Nacht bin ich (wie immer) aufgewacht, weil ich zur Toilette musste. Ich fühlte, dass etwas anders war. Schon im Badezimmer merkte ich, dass mein Höschen nass war, obwohl ich mich noch gar nicht hingesetzt hatte 🙊. „Okaaaay… Also so fühlt sich Inkontinenz an? Ganz tolle Schwangerschaft“, dachte ich mir.
Nachdem ich mich dann doch hingesetzt hatte, kam der Geistesblitz: Es ist bestimmt Fruchtwasser! Meine Fruchtblase ist geplatzt! 😱 OMG!!!
Da ich sonst keine weiteren Symptome wie Schmerzen etc. hatte, beschloss ich, weiterzuschlafen. Ich holte mir eine Inkontinenzwindel (ein echt super Ratschlag einer Freundin) und legte mich wieder hin. Circa eine halbe Stunde später hatte ich das Gefühl, dass die Windel bereits voll war 🙊. Nun bin ich wieder zur Toilette gegangen und sah, dass alles wieder nass war. Da ich mir unsicher war, ob das alles so gesund war, beschloss ich, das Krankenhaus anzurufen.
Eine sehr nette Dame am Telefon fragte mich, ob ich Schmerzen oder weitere Symptome hatte. Nachdem ich dies verneint hatte, beruhigte sie mich und sagte, dass ich mich wieder hinlegen soll und am nächsten Morgen ins Krankenhaus kommen soll. Das würde völlig ausreichen. Gut, das habe ich dann auch so gemacht.
Bloß keine Eile…
Am nächsten Morgen (es war übrigens ein Montag) habe ich ganz in Ruhe meine Sachen gepackt und erst dann meinen Mann geweckt.
„Wir müssen ins Krankenhaus, ich habe kein Fruchtwasser mehr“, sagte ich, als würde ich den Wetterbericht verkünden. Mein Mann rieb sich verschlafen die Augen und stand sofort auf.
Wir machten uns auf den Weg und waren schon in zehn Minuten dort. Ich musste mich anmelden, und mein Mann wartete solange draußen. Die COVID-Regeln besagten, dass, wenn der Mann einmal hineindürfte, er dort bleiben müsste, und wir wussten nicht, wie lange das Ganze noch dauern würde. Nun habe ich mich eingecheckt und durfte in einer Stunde wiederkommen, weil mein Zimmer noch nicht fertig war – wie in einem Hotel. Die Ärztin sagte, dass sie bis zum Abend abwarten wollten, ob die Wehen vielleicht von alleine kämen.
Wir fuhren zur Bäckerei und frühstückten noch in Ruhe. Danach brachte mein Mann mich zurück ins Krankenhaus und fuhr zur Arbeit.
Ich machte es mir in meinem neuen Zimmer gemütlich und wollte meine Serie weitergucken. Dann klopfte eine Schwester an, die wissen wollte, was ich zum Mittagessen, Abendessen und am nächsten Morgen zum Frühstück essen möchte. Die Auswahl an Gerichten war sehr umfangreich, und ich freute mich schon auf mein Essen. Wenn ich nur gewusst hätte, dass ich nichts davon in den Mund nehmen würde…
Lust auf einen Drink? Na klar!
Eine Stunde später kam eine Ärztin und sagte, dass sie sich intern beraten hätten und entschieden hätten, schon nach dem Mittagessen zu versuchen, das Ganze in Gang zu setzen. Die erste Möglichkeit wäre, einen sogenannten Wehencocktail zu trinken. Der bestand aus Pfirsich, Kräutern, Rizinusöl und (wenn man möchte) einem Schluck Sekt. Aber natürlich möchte ich 😂!

Also ging ich direkt nach dem Mittagessen zum Kreißsaal, und nach einer schnellen Untersuchung bekam ich schon direkt meinen Aperitif. Das Getränk schmeckte überraschend gut, und ich dachte mir, dass, falls es nichts bewirkt, ich mir wenigstens ein bisschen Mut angetrunken habe 😂.
Ich ging zurück in mein Zimmer und wartete auf meinen Mann. Wir lagen noch eine Weile auf unseren Betten herum und unterhielten uns. Irgendwann, nach ca. zwei Stunden, begann ich, schwache Kontraktionen zu spüren. Es ging mir aber noch gut, und ich atmete tief ein und aus. Nach ca. einer Stunde merkte ich, dass die Schmerzen stärker geworden waren, und rief die Krankenschwester. Sie sagte, wir sollten uns in den Kreißsaal begeben 😳🤭😣. Es ging also los.
Doch keine Wassergeburt
Im Kreißsaal stand ein Bett, und in der Ecke war eine Geburtswanne, auf der „defekt“ stand.

„Und ich wollte eine Wassergeburt“, dachte ich mir nur entsetzt.
Nun lag ich auf dem Bett, und die Wehen kamen und gingen. Die Abstände waren nicht lang genug, um eine kurze Entspannung zu spüren, und ich fragte, welche Möglichkeiten wir hätten, die Schmerzen zu lindern. An dieser Stelle ist noch zu erwähnen, dass ich beim Vorgespräch mit der Ärztin auf jegliche Medikamente verzichtet hatte. Die spinale Anästhesie sollte auch nur im schlimmsten Fall angewendet werden. Ich hatte als Teenager und auch später sehr schmerzhafte Periodenschmerzen und dachte (warum auch immer 🤷♀️), dass die Geburt wohl nicht schlimmer sein könne. Nun, ich hatte mich getäuscht 🤭.
Die Hebamme kam mit einer Infusion, aber sie brachte rein gar nichts. Ich fragte sehr enthusiastisch, ob wir noch etwas im Petto hätten. „Ja, man könnte sich in der Wanne etwas entspannen“, sagte Kira (die Hebamme), „aber die ist momentan noch besetzt.“
Es gab also doch noch eine Wanne!
Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Nach gefühlt einer Ewigkeit kam eine andere Hebamme und sagte, dass die Wanne nun frei sei. Mein Mann und ich sind ins Badezimmer gekrochen. Die Hebamme sagte, ich könne mich ausziehen und hineinsetzen. Ich dachte kurz: „Oh, ich bin dann ja nackt“, aber dann kam die nächste Wehe, und es war mir wieder egal.
In der Wanne konnte ich mich tatsächlich ein bisschen entspannen, aber das hielt nicht lange an, und ich wollte wieder heraus.
„Okay, was können wir noch tun?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Eine weitere Infusion?“, schlug die Hebamme vor.
„Aber die hat doch schon damals nichts gebracht“, entgegnete ich.
„Hmm… dann bleibt uns leider nur die Anästhesie“, sagte die Hebamme.
„Ja, dann bitte so schnell wie möglich“, rief ich verzweifelt.
PDA und das Leben danach
Fünf Minuten später kam eine Anästhesistin und bereitete alles für die Prozedur vor. Ich muss sagen, die Wehen waren so schmerzhaft, dass ich die Nadel kaum gespürt habe. Nach weiteren zwei bis drei Minuten wurde ich erlöst – ich bekam eine volle Dosis.
Es war so schön, wieder schmerzfrei zu sein – das können nur diejenigen verstehen, die lange unter unerträglichen Schmerzen gelitten haben. Ich war so glücklich und erschöpft, dass ich sogar ein bisschen schlafen konnte.
Irgendwann kam die leitende Hebamme, um mich erneut zu untersuchen, und sagte mir, dass der Kleine mit dem Kinn nach oben liege, was für die Geburt ungünstig sei. Also sollten wir versuchen, ihn etwas zu drehen. Ich sollte nun ab sofort ans CTG angeschlossen werden und mich alle 30 Minuten auf eine andere Seite drehen, mich sonst aber nicht bewegen.
Die Zeit verging. Alle meine Körperteile taten irgendwann richtig weh. Ich fühlte mich wie ein Hähnchen, das am Spieß gedreht wurde, und wollte, dass es endlich aufhört.
Das nächste, was aufhörte, war die Wirkung des Medikaments. Ich spürte wieder Wehenschmerzen. Total verängstigt rief ich meine Hebamme und flehte sie an, mir eine neue Dosis zu verabreichen. Das tat sie, und plötzlich spürte ich kaum noch meine Beine.
Ehrlich gesagt, ich bekam ein bisschen Angst. Ich glaube, meine Hebamme auch – sie hatte nicht gedacht, dass das Mittel so eine starke Wirkung auf mich haben würde.
Und dann musste ich plötzlich dringend aufs Klo. Ihr wisst schon – so richtig.
Ähm… was mache ich jetzt? Ach, was soll’s – die haben mich schon nackt gesehen, was kann noch schlimmer sein? Also äußerte ich mein Anliegen, und daraufhin bekam ich einen Rollstuhl mit einem Topf darunter, damit ich meine Geschäfte erledigen konnte. Den Weg zum Klo hätte ich auf meinen wackeligen Beinen nicht geschafft. Gesagt, getan.
Irgendwann kam wieder die leitende Hebamme und untersuchte mich erneut, aber die Öffnung war immer noch nicht ausreichend… Also drehte sich das Hähnchen weiter am Spieß.
Halb im Schlaf und erschöpft von Gelenkschmerzen verbrachte ich die Nacht. Mein armer Mann war fast die ganze Zeit neben mir, aber irgendwann schickte ich ihn ins Zimmer, damit er ein bisschen schlafen konnte.
Am frühen Morgen spürte ich mehr oder weniger wieder meine Beine, und damit kamen auch wieder leichte Wehen. Ich wurde sehr unruhig und sagte, dass ich die nächste Dosis Schmerzmittel brauche – ich war wie ein Junkie.
Nun kam die leitende Hebamme und sagte, dass ich bald loslegen könne und deshalb keine volle Dosis mehr bekommen dürfe, da es den Geburtsprozess stören würde.
„Hmm… Was gibt es für Alternativen?“, fragte ich.
Die Hebamme sagte, dass sie mir ein bisschen Lachgas geben könnten. Ich antwortete, dass das eine gute Idee sei.
Endspurt!
Es war Dienstagmorgen, und ich spürte wieder diesen Drang in mir – aber diesmal wusste ich, dass ich nicht mehr aufs Klo musste. Die Mädels sagten, dass es bald so weit sei. Und dann kamen die Männer, um die verfluchte Geburtswanne zu reparieren. So ein Mist! Wir mussten in den anderen Kreißsaal. Ich ging wie eine 100-jährige Frau, und die Mädels hielten mich unter den Armen.
Nun waren wir endlich da. Meine Presswehen machten sich bemerkbar. Es war eine andere Art von Schmerz, und ich fragte mich, wann endlich das versprochene Lachgas eingesetzt werden würde.
Die Hebammen – jetzt waren es schon zwei oder drei, ich kann mich nicht genau erinnern – standen am Tisch und füllten irgendwelche Papiere aus, während ich dort stand und von Minute zu Minute wütender wurde, weil nichts passierte. Auf meine Frage „Und was ist jetzt?“ sagten sie mir, ich solle verschiedene Posen ausprobieren, um zu sehen, wo ich mich wohlfühle, und mein Mann solle mir den Rücken massieren.
In dem Moment erinnerte ich mich an die Frau, die heute Nacht so laut geschrien hatte, und dachte mir: „Ich leide doch auch“, und schrie mit unsicherer Stimme auf. Wahrscheinlich klang es eher lustig – zumindest drehte sich keiner um. Dann schrie ich, dass ich Hilfe brauche.
„Dann pressen Sie doch“, meinten die Hebammen.
„Ich kann es nicht alleine schaffen“, heulte ich.
Dann packten sie mich, rissen mir meine Kleidung vom Leib und setzten mich aufs Bett. Dann kam noch so eine Stange herunter, gegen die ich mit den Beinen drücken sollte.
„Jetzt pressen Sie doch mal!“, befahl die Hebamme.
„Ich versuche es ja!“, schrie ich zurück.
Ich presste und presste, so stark ich nur konnte, und jedes Mal dachte ich, dass ich es nicht mehr schaffe – dennoch waren Kräfte da.
Dann kam der Chefarzt herein.
„Und ich liege hier nackt herum“, dachte ich kurz, und dann war es mir wieder egal.
Ich presste, und vier Hebammen um mich herum feuerten mich an und drückten auf meinen Bauch.
„Das Köpfchen ist da! Wollen Sie es anfassen?“
„NEEEEEEINNN!!! Ich will, dass es endlich aufhört!!!“
„Warten Sie, bis eine Wehe kommt, bevor Sie pressen.“
„Ich brauche keine Wehen! Ich kann auch so pressen!“
Noch wenige Sekunden – die kamen mir wie eine halbe Ewigkeit vor – und mein Baby-Boy war endlich da!
Die Ärzte legten ihn mir auf den Bauch und fragten meinen Mann, ob er die Nabelschnur durchtrennen möchte. Er tat es – mit zitternden Händen.
Es war so unbeschreiblich wunderschön, endlich meinen Schatz in den Armen zu halten und ihn endlich zu sehen. Wie schön er war! Das süßeste Baby der Welt 🥰

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